Kunst Kopien, Replikate und Faksimile

Alte Meister, Impressionisten, Expressionisten, zeitgenössische Maler, die Geschichte hat viele geniale Künstler hervorgebracht, deren Malerei von überragender Qualität ist und Sammler fasziniert. Auf der anderen Seite noch viel mehr Maler, deren Talent eher begrenzter Natur war und ist, teils dekorativ, teils eher ernüchternd.

Erstere sind im Original meist teuer und wer nicht den Gegenwert eines Autos oder auch signifikant mehr für ein einzelnes Gemälde ausgeben will, steht schneller vor der Qual der Wahl: Lieber eine gute Kopie oder ein schlechtes Original. Klingt plakativ, die eigene Qualifikation des Autors beschränkt sich allenfalls auf naive Malerei, aber es ist dennoch wahr. Es existieren Myriaden an Werken, die vielleicht irgendwann einmal einen Liebhaber finden, objektiv betrachtet aber nicht durch eine besondere Schöpfungshöhe glänzen und vielleicht lieber auf dem Dachboden geblieben wären, dem sie der eifrige Entrümpler zum Verkauf als „Echtes handgemaltes Ölgemälde“ entrissen hat.

Zurück zur großen Kunst: Neben der Lithografie, einer altbewährten Drucktechnik mit der Künstler schon vor langer Zeit begannen, eine große Nachfrage einfacher und günstiger decken zu können, existieren heute ausgefeilte moderne Druckverfahren.

Die Dietz Replik

Das patentierte Siebdruckverfahren setzt auf einen Schichtauftrag, die Farben werden nicht wie beim herkömmlichen Druck plan aufgebracht, sondern in bis zu 180 Schichten aufgetragen. Dadurch entsteht eine Plastizität, ein Duktus wie beim Original, noch verstärkt dadurch, dass auch das Originalmedium (Leinwand, Pappe, Holz, Kupfer, Papier, etc.) verwendet wird. Diese Art der Kopie, eher ein Faksimile das selbst im Streiflicht von Experten ohne Sichtung der Rückseite kaum unterscheidbar ist, bildet die Königsklasse und verdient das Prädikat „Museumskopie“.

Der große Nachteil: Rein anhand von Fotos ist eine solche Replik nicht möglich, sie setzt einen speziellen Scan des Werkes voraus. Die Auswahl an Werken die mit dieser Technik, in jeweils limitierter Auflage, von Dietz bzw. der Firma Dietz Offizin hergestellt werden und wurden, ist mit wenigen Hundert vergleichsweise gering.

Neuere Dietz Repliken und noch nicht ausverkaufte Auflagen finden sich auf der offiziellen Webseite Dietz Offizin, es gibt diverse Weiterverkäufer wie etwa Ars Mundi, aber am günstigsten kauft man direkt beim Dietz. Zudem tauchen auch immer wieder gebrauchte Dietz Repliken bei Catawiki auf, meist trotz Top Zustand erheblich billiger.

Der Fine Art Print, auch Giclée Druck

Ein Großteil aller modernen Kunstkopien wird seit Beginn der 1990er Jahre nach diesem Verfahren hergestellt. Hierbei kommen High End Tintenstrahldrucker zum Einsatz, die mit bis zu 12 Farben auch in großen Formaten perfekte Qualität auf einer Vielzahl an Druckmaterialien abliefern. Die Qualität und Auflösung dieser Drucker hat wenig mit dem Tintenstrahler für zu Hause gemein und lässt sich als hervorragend bezeichnen.

Der große Vorteil des Kunstdrucks ist, dass bei genügend hoher Auflösung des Fotos bzw. Dias auch der Erhaltungszustand des Originals auf der Kopie wiedergegeben wird, etwa Craquelure/Krakelee, kleine Farbabriebe, der Zustand des Firnis. Er wirkt dadurch nicht moderner oder perfekter als das Original, wie es etwa bei Lithografien der Fall ist.

Gute Anbieter die wir persönlich empfehlen können sind Biller Antik und Kunstkopie.de, beide bieten den Druck auf Büttenpapier und Leinwand, gerahmt und ungerahmt. Biller bietet extrem gute Preise inkl. eines schönen Rahmens, allerdings ist die Auswahl nicht ganz so hoch wie bei Kunstkopie. Letztere bieten bei Leinwanddruck auch eine spezielle Firnisveredelung an, wodurch gerade ältere und dunklere Gemälde dem Original noch näher kommen.

Replikate

Replikate sind von Hand gefertigte Kopien, die sich stark am Original orientieren, in die aber auch immer die persönliche Interpretation des ausführenden Künstlers einfließt. Replikate aus Deutschland weisen oft eine überdurchschnittliche Qualität auf, sind aber unter 2000€ kaum zu finden, reichen bei sehr aufwendigen Originalen und bekannten Kopisten auch mal bis zu 10000€. Die im Internet angebotenen „echten Ölgemälde“ werden fast ausschließlich in China gefertigt, dort existieren ganze Malerdörfer in denen auf jeweils einen Stil oder sogar Künstler spezialisierte Maler Kopien wie am Fließband malen. Die Qualität schwankt, von eindrucksvoll bis hin zu eher einfach, dafür liegen die Preise mit 300-1000€ wesentlich niedriger als Ware aus Deutschland. Bei manchen Anbietern kann eine Detailstufe, bzw. ein Qualitätslevel gewählt werden.

Replikate wirken meist wesentlich neuer als das Original, ein Unterschied der insbesondere bei Alten Meistern durch die Verwendung anderer Farben und die fehlende Alterung zu Tage tritt. Insgesamt ein Kompromiss, mit dem wir persönlich uns nicht anfreunden können, einerseits teurer als ein Druck, andererseits weiter weg vom Original.

Der Vorteil: Der Farbauftrag, der besonders bei einem sehr dicken und spachtelartigen Auftrag ist wie bei der Dietz Replik eine Plastizität gegeben, die dem reinen Druck bei Betrachtung aus der Nähe fehlt.

Fazit: Die Zeiten in denen mühevolle Kopien per Hand die einzige Möglichkeit waren, sich Kunstwerke bedeutender Maler ins Haus zu hängen, sind zum Glück vorbei. Moderne Verfahren zur Herstellung von Kopien demokratisieren Kunst in einer bisher noch nie dagewesenen Art und Weise, wecken ein viel breiteres Interesse an Kunst, abseits vermögender Sammler und Museen. Eine kleine Revolution.

Tunbridge Schatullen und Schmuckkästchen mit Intarsien

Wer auf der Suche nach einem praktischen antiken Aufbewahrungskasten aus Holz für Schmuck, Dokumente, Büroartikel o.ä. ist findet sehr schöne und erschwingliche Stücke aus der Zeit des Biedermeier. Diese sind wie auch Biedermeier Möbel oft eher schlicht gearbeitet, wunderschönes Holz, aber bis auf das typische Wappenschild um das Schloss herum selten aufwendiger intarsiert.

Wer Intarsien mag, der sollte ein paar Jahre weiter springen, in das viktorianische Zeitalter von 1837 bis 1910 und seinen Blick auf die englische Grafschaft Kent richten. Dort wurde in den frühen 1830ern in den Ortschaft Tonbridge (früher Tunbridge) sowie Tunbridge Wells eine spezielle Mosaik Einlegetechnik entwickelt, ursprünglich für die Gestaltung von Terrassen vorgesehen und später als Souvenir für Besucher. Perlmutt, wie man es von neueren und neuzeitlichen Arbeiten kennt, kam damals außer für das Schlüsselschild und einzelne Highlights nicht im großen Stil zum Einsatz, stattdessen wurde unterschiedliche und teils mit natürlichen Methoden in der Farbe veränderte Hölzer verwendet. Heute kennt man diese Arbeiten als „Tunbride Ware“.

Neben wenigen, musealen und sehr teuren Möbelstücken mit aufwendig zusammengesetzten Mosaiken die ganze Bilder ergeben existiert eine Vielzahl kleiner Objekte aus dieser Zeit, vor allem Nähkästchen, kleine Boxen und Schatullen für Schmuck und Kosmetika mit schöner Maketerie. Damals ungewollt in einer für die heutige Zeit perfekten Größe, Breite und Tiefe etwas größer als eine heutige DIN A4 Seite, um die 15 cm in der Höhe. Klein genug um auf jeden Schreibtisch und in jedes Regal zu passen, groß genug um genügend Stauraum zu bieten, nicht nur für Schmuck. Früher wie heute ein perfektes kleines Geschenk, über das sich jeder, der Antiquitäten zu schätzen weiß freut.

Wo finden sich solche kleine Preziosen? In deutschen Auktionshäusern tauchen sie eher selten auf, eine gute Anlaufstelle ist Catawiki, hier sollte man aber nicht nur bei dem auch bei Verkäufern eher selten bekannten Begriff „Tunbridge“ suchen, sondern z.B. auch „Victorian Box„.

Das größte und günstigste Angebot gibt es im Vereinigten Königreich.

Ein kleiner Tipp zum Schluss: Wenn bei der Suche nach „Tunbridge“ viele Postkarten aus der Umgebund von Tunbridge Wells und aus Kent auftauchen, nicht verzagen, weitersuchen, leider fehlt die Kategorie für Antike Holzarbeiten bei Catawiki, daher ist eine Einschränkung der Ergebnisse via Katagorieauswahl nicht möglich, wenn man englische Angebote sucht.

Der Wert von antikem Schmuck

Die harte Realität gleich vorab: Beim Wert verhält es sich leider fast wie bei Möbeln. Handelt es sich nicht um ein besonders ausgefallenes Stück eines nahmhaften Künstlers oder eine bekannten Marke, hat somit einem Sammelwert, ist bei antikem Schmuck nur mit etwas Zeit auf Aufwand wesentlich mehr als der reine Materialwert zu erlösen, insbesondere beim Verkauf an Händler. Aber der Reihe nach:

Goldankauf Läden

In Großstädten sieht man sie an jeder Ecke, die Gold An- und Verkäufer und Leihhäuser. Geworben wird oft recht offensiv, mit Spitzenpreisen und sofortiger Auszahlung von Bargeld. Klingt ideal, um antiken Schmuck schnell und einfach zu veräußern. Ist es aber nicht, denn diese Händler interessiert nur der reine Edelmetallanteil, bei Schmuck in der Regel der Feingoldanteil. Dieser ist über einen kleinen Stempel auf dem Schmuckstück ersichtlich und reicht üblicher Weise in Deutschland von einem geringen Anteil von 333 über 585 bis hin zu 750. Weniger als z.B. bei Barren oder Goldmünzen, weil reines Feingold bei Schmuck viel zu weich und anfällig für Beschädigungen wäre.

Der Feingoldgehalt ist sehr leicht in den effektiven Goldanteil in Gramm umzurechnen. Die Formel ist „Gewicht des Schmuckstücks in Gramm : 1000 x Feingoldgehalt“. Bei einer 100g schweren Goldkette auf 585 Gold also:

100g : 1000 = 0,01g
0,01g X 585 = 58,5g

Wer mathematisch etwas begabter ist, hat es schon gemerkt, man kann natürlich auch über eine Prozentrechnung zum Ziel finden.

Nur für diesen Feingoldgehalt gibt es beim Goldankäufer oder Leihhaus Geld, nicht berücksichtigt werden üblicher Weise die verarbeiteten Edelsteine, da es keinen echten Markt für gebrauchte Edelsteine gibt und der Goldankäufer sich im Endeffekt immer nur auf dem Schmelzwert verlässt. Gerade bei antikem Schmuck, der oft üppig mit Edelsteinen, Bernstein oder Perlen gearbeitet ist und tendenziell einen geringeren Goldgehalt aufweist als moderne Schmuckstücke, eine schlechte Idee.

Juwelier

Wer zum Juwelier geht um ein Schmuckstück schätzen zu lassen, erhält meist als Taxierung den sogenannten Versicherungswert, als den Wert der die Wiederbeschaffung auf dem freien Markt den Endkunden kosten würde. Dieser entspricht aber nicht dem Wert, zu dem der Juwelier, der auch nicht von der Hand in den Mund leben kann und will, bereit wäre zu zahlen.

Im Gegensatz zum Leihhaus wird er auch enthaltene Edelsteine mit in die Kalkulation mit aufnehmen, weil er nicht das Einschmelzen sondern eher den Wiederverkauf im Sinn hat, leider aber nur zu einem geringen Anteil, denn der Schliff mit dem vor ca. 1910 Edelsteine geschliffen wurden ist gegenüber dem heute üblichen Varianten leider oft „minderwertig“. Der Altschiff weist im Gegensatz zu modernen Formen wie dem Brillantschliff weniger Facetten auf, somit hat z.B. ein Diamant weniger Glanz, er funkelt einfach nicht ganz so perfekt wie er könnte. Andererseits sind die größten und teuersten Diamanten der Welt teils nicht nach heutigen, modernen Maßstäben geschliffen, aber das sind Ausnahmestücke.

Hinzu kommt, und da sind wir wieder bei den Möbeln: Der Geschmack ist heute oft ein anderer, hochwertige Materialen aber schlicht, üppig und auffällig gearbeitete, schwere Stücke sind einfach nicht mehr so gefragt. Der Schmuck muss auch zum Business Abendessen mit Kunden genauso passen wie zum Opernbesuch.

Auktionshaus

Bei Versteigerungshäusern ist antiker Schmuck immer beliebt, die Objekte sind klein, einfach in Transport und Lagerung, kaum eine Auktion in der keine alten Schmuckstücke angeboten werden.

Hier lässt sich, ebenso wie bei Onlineauktionen (Achtung, bei Versand zusätzlich versichern, Pakete sind sonst nur bis 500€ versichert) noch am ehesten ein guter Preis für antiken Schmuck erzielen. Voraussetzung ist natürlich, dass das Auktionshaus auch die entsprechende Kundschaft hat, so wird ein einfache Perlenkette wahrscheinlich eher bei einem kleineren, weniger bekannten Haus einen guten Preis erzielen, das aufwendige Diamantcollier eher bei einem der großen mit weltweiter Kundschaft.

Summa summarum

Unter dem Strich gibt es zweifelsfrei immer noch viele Liebhaber alter Juwelen, wer sich etwas mehr Zeit mit dem Verkauf nimmt, wird oft mit einem besseren Erlös belohnt. Mehr wert als moderner Schmuck ist er aber selten, gerade im Rahmen eines Nachlasses sind die Erben oft enttäuscht wenn sie erfahren, welchen Marktwert die wohlgehüteten Stücke haben. Daher sollte ein Verkauf gut überlegt sein, denn auch wenn er nicht zu jedem Anlass tragbar ist, oft ist er zum Verscherbeln zu Schade.

Auktionshäuser in Berlin im Überblick

Die Hauptstadt ist nicht nur was Kultur und Geschichte angeht immer eine Reise Wert, auch die Anzahl nahmhafter Auktionshäuser ist relativ hoch. Gehobenes Wohnen hat in Berlin Tradition, in kaum einer anderen Stadt finden sich so viele schöne Altbauten aus der Zeit der Jahrhundertwende, teils riesige Wohnungen mit beeindruckender Deckenhöhe die das perfekte Ambiente für antike Möbel bilden.

Auktionshäuser vor Ort, die Reihenfolge entspricht keiner Wertung, keine Top 10 der besten Auktionshäusern sondern lediglich ein kleiner Überblick. Falls wir etwas vergessen haben, bitte Nachricht per Kommentar, Ergänzungen werden immer gerne vorgenommen.

Auktionshaus Dannenberg in der Seesener Str. 8-9, 10709 Berlin im Stadtteil Wilmersdorf. Das 1976 gegründete Haus erlangte schnell einen guten Ruf und ist auch über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. Der Onlineauftritt bietet alles was das Herz des Antiquitätenfreundes sich wünscht, sowohl bebilderte Onlinekataloge mit Schätzwerten als auch die Integration von Lot Tissimo, letzteres mit Freischaltung aller Funktionen, also nicht nur Vorgebot sondern auch das Bieten über das Live System. Ein Auftritt bei Invaluable ist ebenso vorhanden. Möbel bilden nicht der Schwerpunkt der angebotenen Objekte, sind aber im Vergleich zu anderen Auktionshäusern sehr stark vertreten.

Auktionshaus Lempertz in der Poststraße 22, 10178 Berlin zentral gelegen unweit der Nikolaikirche. Die Geschichte des Hauses geht bis ins Jahr 1798 zurück und ist somit wohl das älteste Auktionshaus der Welt, das sich noch im Familienbesitz befindet. Lempertz unterhält mehrere Dependancen, neben Berlin, Brüssel und München auch den Stammsitz in Köln. Die fein gestaltete Webseite bietet optisch hervorragend gestaltete Onlinekataloge, sowie Lot Tissimo inkl. aller Funktionalitäten wie dem Live Bieten. Auch bei Invaluable ist Lempertz vertreten. Die erste Adresse was Kunst angeht, Möbelliebhaber kommen hier nur bedingt auf ihre Kosten, meist gibt es nur wenige sehr exklusive Stücke.

Historia (Auctionata) in der Kalckreuthstr. 4/5, 10777 Berlin im Stadtteil Schöneberg, unweit der Zoologischen Gartens. Historia fährt einem erfrischend modernen Internetauftritt auf, inkl. der Möglichkeit sich zu registrieren und sowohl Vorgebote online abzugeben, als auch an Auktionen per Livestream teilzunehmen und zu bieten. Man merkt, dass hier auch die auswärtige Interessenten gedacht wird, so gibt es z.B. eine Unterseite zum Thema Versand, auf der ganz konkrete Versand- und Speditionskosten genannt werden. Lot Tissomo wird ebenfalls vollumfänglich abgedeckt, auch Invaluable ist abgedeckt. Mit leicht verständlichen Erklärvideos werden zudem auch Menschen, die bisher vielleicht noch keine Erfahrung mit Auktionshäusern haben, an das Thema herangeführt. Ein schöner Onlinekatalog existiert natürlich auch. Die Auswahl an Möbeln ist regelmäßig sehr groß, ein besonderes Schmankerl das bei Historia immer wieder unter den Hammer kommt, sind komplette historische Zimmer, etwa Bett, Schrank, Kommode, Nachttische. Wie vorausschauend Historia bei Thema Internet agiert, sieht man auch an der Aquisition des 2017 spektakulär gescheiterten Startups Auctionata.

Berliner Auktionshaus für Geschichte in der Motzstr. 15 in 10777 Berlin im Stadtteil Schöneberg, übrigens nur einen Steinwurf entfernt von Historia. Das Berliner Auktionshaus für Geschichte ist die erste Adresse wenn es um Militaria geht, egal ob Orden, Blankwaffen oder andere Sammelobjekte. Möbel finden sich nur eher sporadisch in den Auktionen. Das Auktionshaus hat eine eigene App für iPhone und Android, ist bei Lot Tissimo ebenso vertreten wie bei Unvaluable. Ein Onlinekatalog auf der Webseite ist vorhanden, allerdings sind bestimmte Vorschaugalerien nur registrierten Nutzern zugänglich.

Auktionshaus Quentin in der Rankestr. 24 in 10789 Berlin im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Das junge Auktionshaus hat sich sehr schnell etabliert, vor allem im Bereich Kunst und Gemälde, Möbelliebhaber kommen hier aber auch auf ihre Kosten. Lot Tissimo wird genutzt. Zu den Aktionen gibt es PDF Kataloge die sehr schön gestaltet sind, allerdings keine echten Onlinekataloge abseits von Lot Tissimo.

Lauritz Test und Erfahrungen

Das börsennotierte Auktionshaus bzw. die Auktionsplattform Lauritz.com A/S ist einer der größten Anbietern antiker Möbel im skandinavischen Raum. Hervorgegangen ist die Firma, deren Hauptgeschäft die Auktionsplattform ist, aus einem familiengeführten Auktionshaus das schon 1885 gegründet wurde. Der Wandel zum reinen Onlinegeschäft und die Expansion starteten erst zur Jahrtausendwende. Inzwischen hat Lauritz neben dem Hauptsitz in Dänemark 26 Filialen, davon 13 in Dänemark, 7 in Schweden, 4 in Deutschland, eines in Belgien und eines in Norwegen.

Mitbieten kann jeder weltweit, die Registrierung läuft sehr unkompliziert, eine Kreditkarte zur Bezahlung ist aber Pflicht, denn die Begleichung von Rechnungen für ersteigerte Objekte läuft ausschließlich über den seriösen Drittanbieter AltaPay. Für jedes Objekt gibt es eine ordentliche Rechnung, inkl. Mehrwertsteuer, für Geschäftskunden die zum Widerverkauf in Deutschland einkaufen, gibt es die Möglichkeit eine Umsatzsteueridentifikationsummer zu hinterlegen.

Die Auswahl an Möbeln ist gigantisch groß, neben modernen Designklassikern aus den 50ern und 60ern (Arne Jacobsen, Charles Eames, Le Corbusier, Finn Juhl, Hans J. Wegner, Piet Hein, usw.) finden sich auch viele Antiquitäten, zeitliche Schwerpunkt Biedermeier und Historismus, vereinzelt auch Barock und dann meist Kommoden. Auch Uhrenliebhaber kommen besonders auf ihre Kosten, Omega, Tag Heuer, Rolex, Baume & Mercier, Breitling, alle Top Marken sind vertreten.

Die Suchfunktion funktioniert recht gut, ist aber nicht ganz fehlerfrei, ebenso wie die automatische Übersetzung aus dem Dänischen oder Schwedischen bei vielen Artikeln. Im Zweifel die Kategorienavigation zu bevorzugen. Schön: Der Auktionsalarm bzw. Suchagent, der individuell einstellbar ist und anschlägt, sobald ein neues Objekt dessen Titel oder Beschreibung einen bestimmtes Suchwort enthalten. Eine Macke auf der Webseite, die man kennen muss, ist die Paginierung: Ist man z.B. auf Seite 10 in der Kategorie Möbel und wechselt auf eine andere Kategorie, startet man dort ebenfalls auf Seite 10. Gibt es aber weniger Seiten, erhält man eine Fehlermeldung. Insgesamt ist die Webseite und auch die dazugehörige App eher schlicht gehalten, dafür überzeugen aber Angebot und auch die sehr detaillierten Fotos zu jedem Objekt.

Apropos Fotos, bei Lauritz.com kann man wirklich tolle Schnäppchen machen, so manche Biedermeier Kommode geht hier für unter 50€ über den Tisch, auch beliebte Möbel aus dem Neobarock oder Neorokoko erreichen selten mehr als 200€. Ein Eldorado für Käufer, allerdings empfiehlt es sich die Beschreibungen sehr genau zu lesen und sich auch bei den Fotos etwas Zeit zu nehmen. Bei Lauritz wird nichts geschönt, alle Macken, Abnutzungsspuren oder Beschädigungen sind immer eindeutig auf den Fotos erkennbar. Größere Schäden sind meist im Detail fotografiert, dennoch sollte man nicht zu sehr in Bietlaune verfallen, ohne das Objekt genau zu prüfen, denn einmal abgegebene Gebote können nicht mehr zurückgezogen werden. Der Anteil an günstigen Artikeln die nicht ganz im wohnfähigen Zustand sind, sondern kleinerer Restaurierungen bedürfen, ist hoch im Vergleich zu den traditionellen Auktionshäusern in Deutschland. Vieles davon ist aber auch für den Laien mit etwas Geschick behebbar, ohne gleich einen Restaurator zu beauftragen, man darf nur nie vergessen, dass Antiquitäten eben keine Neuware sind.

Eine großer Unterschied zu Ebay, der in Kundenbewertungen öfters kritisiert wird: Gibt jemand kurz vor Ende einer Auktion ein Gebot ab, verlängert sie sich automatisch um 2 Minuten. Hiermit soll verhindert werden, dass „Snipergebote“ in letzter Sekunde, oft automatisiert mit entsprechender Software, abgegeben werden. Wie bei der klassischen Präsenzauktion, der Zuschlag erfolgt erst, wenn wirklich kein Bieter mehr Interesse bekundet. Wir finden diese Regelung sehr fair, nicht nur für den Verkäufer, sondern auch weil der Interessent, der ohne spezielle Software vor dem Monitor sitzt, so ganz bequem ein weiteres, höheres Gebot abgeben kann und keinen Nachteil gegenüber denen die unlautere Mittel einsetzen hat.

Wichtig zu wissen: Wie bei einem normalen Auktionshaus fällt auch bei Lauritz ein sogenanntes Aufgeld für den Käufer an, also eine Entlohnung für die Dienste des Auktionshauses. Dieser beträgt 22,5% des Zuschlagpreises inkl. 15% lokale Mehrwertsteuer, oben drauf kommt noch eine pauschale Hammerschlaggebühr von 13€. Ersteigert man einen Artikel für 100€, kostet er also dementsprechend 135,50€, je höher der Preis, desto weniger fällt die Hammerpauschale ins Gewicht. Von der Höhe völlig ok, deutsche Auktionshäuser verlangen ebenfalls Aufgeld plus Mehrwertsteuer. Wer bisher nur Ebay kannte, ist aber hier möglicherweise überrascht, allerdings darf man nicht vergessen, dass Lauritz alles selbst lagert, fotografiert und verkaufsfertig macht, all das übernimmt was bei Ebay der Verkäufer selbst macht.

Konkrete Erfahrungen aus 5 Auktionen: Die Abwicklung und Bezahlung funktionieren reibungslos, alle Objekte entsprachen den Fotos. Die Versandkosten werden vorab angezeigt, allerdings versendet nicht Lauritz, die Angaben beziehen sich auf das von Lauritz empfohlene Unternehmen Windum, das man selbst (sehr komfortabel) per Onlineformular beauftragt und bezahlt. Man ist zwar frei in der Auswahl der Spedition, die kurz Abholfrist, nach der Lagergebühren anfallen würden, macht es aber schwierig, ein anderes Unternehmen von Deutschland aus zu beauftragen.

Windum liefert zuverlässig nach Hause, bis Bordsteinkante, allerdings überzeugt die Kommunikation nicht vollends. Erstmal Funkstille nach Beauftragung und Bestätigung des Transports, dann wird irgendwann kurzfristig die Lieferung angekündigt. Auch der Umgang mit den Objekten entspricht etwas mehr dem Stil klassischer Umzugsunternehmen als dem von Transporteuren von Kunstwerken und Antiquitäten. Sicher der Menge geschuldet, wir hatten keine Beschädigungen beim Transport zu beklagen, aber einige Kundenbewertungen legen nahe, dass man hier auch Pech haben kann. Da der Vertrag direkt mit Windum geschlossen wird, muss man sich unabhängig von der Empfehlung von Lauritz selbst mit dem Transporteur auseinandersetzen. Nicht dramatisch, aber suboptimal, auch wenn die Ware selbst zum Schnäppchenpreis erworben wurde.

Update 11. 12.2017: Seit dem 01.12.2017 hat Lauritz laut der eigenen Website das Transportunternehmen für Speditionslieferungen nach Deutschland, Österreich und die Schweiz gewechselt. Windum erscheint nicht mehr in der Vorschlagsliste. Alle Transporte laufen ab jetzt ausschließlich über Transportbyrån AB, den Partner der in der Vergangenheit schon für Schweden zuständig war. Erfahrungsberichte oder eigene Erfahrungen zu dieser Spedition, die auf Online Auktionshäuser spezialisiert zu sein scheint, liegen uns Stand Mitte Dezember 2017 leider noch nicht vor.

Die Transportkosten liegen oft über den eigentlichen Kosten des ersteigerten Objekts, zumindest bei Möbeln müssen 150-250€, je nach Größe, eingeplant werden, was aber andererseits ein sehr guter Preis für den Transport von Skandinavien bis zur Haustür in Deutschland sind. Trotz dieser Kosten fährt man meist erheblich günstiger als beim Erwerb eines vergleichbaren Möbels in Deutschland. Steht das gute Stück in einer der deutschen Dependancen von Lauritz und ist vielleicht sogar paketversandfähig, erfolgt die Lieferung wesentlich günstiger, ab ca. 20€.

Update 11. 12.2017: Die Transportkosten von Transportbyrån scheinen nach unseren ersten Tests (Anzeige beim Objekt im eingeloggten Zustand im Vergleich zu Abrechnungen von Windum aus der Vergangenheit) teils geringfügig gefallen, aber im Schnitt eher um ca. 20-50€ gestiegen zu sein, zumindest für Möbel.

Fazit: Wer keine perfekt restaurierten Stücke sucht, keine besondere Betreuung und Beratung sucht und einige Wochen Transport verbunden mit den Speditionskosten nicht scheut, findet bei Lauritz eine riesige Auswahl. Diese kleinen Abstriche werden mit unfassbar günstigen Zuschlagpreisen belohnt, Zuschläge weit unter 100€ sind gerade bei Möbeln eher die Regel als die Ausnahme, bei vielen Auktionen gibt es nur wenige Bieter, mit etwas Glück ist man der einzige und erhält das Objekt zum Mindestpreis. Natürlich gilt auch hier: Außergewöhnliche Möbel in tadellosem Zustand werden nicht verramscht, auch bei Lauritz findet man heftige Bietergefechte mit Zuschlägen im vierstelligen oder gar fünfstelligen Bereich.

Reproduktionen und Fälschungen antiker Möbel

Kaum ein Thema erregt die Gemüter der Liebhaber antiker Möbel so sehr, wie Reproduktionen, kurz Repro genannt. Für die einen sind es plumpe Fälschungen, für andere je nach Qualität moderner Historismus. Ist es möglich, hier ein objektives Urteil zu fällen?

Wichtig ist es, erst einmal zu definieren, was der Unterschied zwischen einer Fälschung und einer Kopie ist. Eine Kopie ist der Nachbau eines Originals, prinzipiell auch das was zu Zeiten des Historismus beliebt war, in denen gerade barocke und spätbarocke Stilmöbel entstanden. Eine Fälschung ist ebenso eine Kopie, allerdings eine die vorgibt ein Original zu sein, aus einer anderen Zeit zu stammen. Genau an diesem Punkt wird es interessant, denn Kopie und Fälschung unterscheiden sich im Grunde nur in der Art und Weise in der sie beworben und verkauft werden, nicht in der Qualität oder dem Erscheinungsbild. Jede Fälschung ist eine Kopie, aber nicht jede Kopie ist eine Fälschung.

Viele Reproduktionen sind nur lose an die Zeit angelegt und an moderne Einrichtungsbedürfnisse angepasst, da finden sich etwa sechs- oder achtschübige Kommoden im Barockstil, weil riesige, breite Schubladen von knapp einem Meter weniger praktisch sind als die doppelte Anzahl kleinerer Schubladen.

Was die Qualität angeht, ist die Spanne bei Repros erheblich größer als bei den antiken Originalen. Neben extrem günstigen und handwerklich stümperhaften Kopien die oft in hohen Stückzahlen per Container den Weg nach Europa finden und überwiegend aus Asien und Nordafrika stammen, gibt es auch in alter Tradition und ohne moderne Techniken gefertigte Kopien oder sogar Weiterentwicklungen antiker Möbel, deren Schöpfer das Prädikat „Ebonist“ eindeutig verdienen und die auch der größte Kritiker eigentlich mit dem Prädikat „moderner Historismus“ im besten Sinne versehen müsste. Sinniger Weise stammen die aus den gleichen Fertigungsländern wie die schlechten Billigkopien.

Wie sieht es mit dem Preis und Wiederverkaufswert aus? Die qualitativ ganz schlechten Kopien sind unschlagbar günstig, das es sich nicht um ein Original handeln kann, sieht selbst der Laie, meist sogar schon anhand von Fotos. Der Wiederverkaufswert dieser Objekte ist nahe Null zu sehen. Nachbauten mittlerer Güte sind oft erstaunlich teuer, etwas günstiger als aufwendig restaurierte Originale, aber deutlich teurer als gut erhaltene, unrestaurierte „echte“ Stücke. Auch hier dürfte der Wiederverkaufswert dem moderner Möbel entsprechen. Zu deutsch: Wenn jemand 100€ auf den Tisch legt und das Möbel selbst abholt oder abholen lässt, darf man froh sein, weil die Sperrmüll Entsorgungskosten gespart sind. Richtig spannend wird es bei den wenigen absolut hochwertigen Reproduktionen, bei denen jemand mit- oder sogar weitergedacht hat. Der Markt ist hier noch viel zu kleine, um Prognosen zu wagen, aber das ein Stück wie etwa dieses hier in 50 Jahren eine erhebliche Wertsteigerung erfährt, ist durchaus denkbar.

Wer sich tiefer in die Materie einarbeiten möchte, um Reproduktionen und auch Umbauten aus alten Teilen sicher erkennen zu können, dem sei das Standardwerk von Martin Marquardt  empfohlen. Das Buch erfordert etwas Vorwissen, schildert aber unglaublich detailliert und mit vielen Fotos, worauf zu achten ist.

Möbelstile und Epochen bei antiken Möbeln

Die Möbelstile der unterschiedlichen Epochen sind eng verbunden mit dem Architekturstil der jeweiligen Zeit, Elemente die Gebäude aus einer Epoche auszeichnen finden sich oft auch in verkleinerter Form in Möbelnstücken wieder. Die einzelnen Epochen sind nicht strikt voneinander getrennt, gerade Möbel die in der Zeit zum Ende oder Anfang einer Epoche geschaffen wurden, weisen oft Merkmale beider Stilrichtungen auf.

Die folgende zeitlich Einordnung bezieht sich auf den deutschsprachigen Raum, in anderen Länder wie England oder Frankreich gibt es Abweichungen, auch sind gerade spätere Möbelstile teils je nach Land anders benannt.

1020-1250 Romantik Möbel aus der Romantik weisen viele verspielte Details auf, große Schwünge, sind aber dennoch sehr wuchtig und klobig gestaltet. Funktionalität oder Bequemlichkeit bei Sitzmöbeln spielten kaum eine Rolle. Außerhalb von Museen existieren praktisch keine Möbel aus dieser Zeit mehr. Wenn, ist der Erhaltungszustand sehr schlecht oder sie sind schlicht für normale Verhältnisse unbezahlbar.

1220-1520 Gotik Architektonisch eine der beeindruckendsten Epochen, auch bei den Möbeln finden sich die von gotischen Kathedralen bekannten Spitzbögen und Pfeiler wieder, aufwendige und ausladende Schnitz- und Dreharbeiten. Schränke aus der Zeit weisen ebenfalls üppige Schnitzereien auf, wirken aber immer noch wie überdimensionierte Kästen oder Truhen, oft mit massiven Beschlägen. Auch hier sind Originale nur noch im Museum zu finden, selbst Möbel im gotischen Stil aus dem 19 Jahrhundert erzielen oft noch fünfstellige Europreise bei Auktionen.

1520-1650 Renaissance Die Renaissance, zu Deutsch Wiedergeburt, ist die Widergeburt der Antike und das wirkt sich auch auf die Möbel dieser Stilepoche aus: Klare Linien statt der verschnörkelten gotischen Elemente, aufgesetzte Säulen, Sockel. Erstmals finden sich Intarsien, auch Einlegearbeiten oder Marketerie genannt.

1620-1770 Barock Nicht umsonst spricht man umgangssprachlich von barocken Formen, wenn ausladende Üppigkeit gemeint ist. Barocke Möbel haben keine geraden sondern geschwungene und bauchige Formen, senkrecht Wellen, aufwendige Marketerie, Vergoldungen. In Frankreich bildet sich in der Mitte des Barock der Louis-quatorze (14) Stil heraus, höfische, barocke Prunkmöbel. Ein besonders erwähnenswerter Meister seiner Zeit ist der französische Tischler André-Charles Boulle, der als Ebenist für den Königshof Weltruhm erlangte und bis heute als Ausnahmekünstler seiner Zunft gilt. Auch wenn man über Geschmack nicht streiten soll, der Barock spaltet die Antiquitätenfreunde: Einerseits stammen die prachtvollsten Möbel aus dieser Zeit, andererseits wirken sie teils protzig und übertrieben. Der auch in Deutschland gut auf Auktionen erhältliche Klassiker ist die dreischübige Barockkommode.

1730-1770 Rokoko Das Rokoko bildet keine eigene Stilepoche, vielmehr ist es eine besondere Form des späten Barock, etwas zurückhaltender, verspielter mit weicheren Formen, verstärktem Einsatz feuervergoldeter Bronze. Noch etwas ruhiger ist die Optik bei Möbeln aus dem englischen Rokoko, als Chippendale bekannt.

1760-1815 Klassizismus Der Klassizismus, oft auch gleichgesetzt mit der späten Form, dem Empire, bildet einen deutlichen Kontrast zum Pomp vorheriger Epochen, der von den absolutistischen Königshöfen in Frankreich geprägt waren. Er setzt im wahrsten Sinne der Wortes auf klassische, gerade Formen der Antike. Säulen, Giebel die an antike Tempel erinnern, geschlossene Formen ohne hervorspringende Schnitzereien, Löwenfüße, schwarze Kontraste.

1815-1850 Biedermeier Die wohl bekannteste Epoche von Möbelstilen, zeitlich beginnend mit dem Wiener Kongress. Ein großer Teil der Objekte auf dem Antiquitätenmarkt stammt neben dem Historismus aus der Zeit des Biedermeier. Von schlichter Schönheit kaum ein anderer Stil, ausgeprägter Schwerpunkt auf Funktionalität, gerade Linien und Formen. Der Name geht auf die fiktive Spottfigur „Gottlieb Biedermaier“ (sic, mit „a“ statt „e“) die in den „Fliegenden Blättern“, einem Münchner Satiremagazin der damaligen Zeit, karikiert wurde. Das erstarkende Bürgertum, die Rückbesinnung auf das Private, Einfachheit und Gemütlichkeit, wurde damals oft kritisch gesehen. Das späte Biedermeier überraschte dann wieder mit einer Trendumkehr und mündete in der Historismus.

1850-1910 Historismus Keine anderer Möbelstil bietet eine derartige Vielfalt, man könnte fast sagen „ein Kessel Buntes“.  Zum Ende des Biedermeier flammte noch einmal die Begeisterung für vergangene Epochen auf, es war die Zeit der sogenannten Stilmöbel, die nach altem Vorbild gefertigt wurden. Oft spricht man auch von Gründerzeit oder Neogotik, Neorenaissance und Neobarock. Für alle die an antiken Möbeln interessiert sind eine wunderbare Epoche, denn Stilmöbel stehen den alten Vorbildern in ihrer Qualität kaum nach und sind in großer Zahl auf dem Markt. Nicht unbedingt billig, Meisterwerke dieser Zeit kosten auch so viel wie ein Mittelklassefahrzeug, aber es gibt auch viele sehr gut erhaltene ausgesprochen schöne und günstige Historismus Möbel. Der Historismus ist keinesfalls zu verwechseln mit den neuzeitlichen Kopien und Reproduktionen antiker Möbel.

1900-1920 Jugendstil Elegant, verspielt und gleichzeitig modern. Weiche Kurven, Ornamente mit Blumen und Ranken. Heute denkt man bei Jugendstil vor allem an farbige Lampen, Kerzenständer mit halbnackten Tänzerinnen, mit wehenden Gewändern, Prozellen, Glasobjekte, Schmuck, die Leichtigkeit des Seins. Nicht ganz unbegründet, denn die Möbel der Zeit sind schön aber weit weniger spektakulär, als andere Einrichtungsgegenstände des Jugendstils.

1920-1940 Art Deco Im Art Deco kamen Formen auf, die man auch heute noch als modern, abstrakt oder sogar futuristisch ansehen würde. Hochwertige Materialien, glatte Hochglanz Oberflächen, starke farbliche Kontraste, ein eher industrielles Design.

Diese kurze Aufstellung kratzt natürlich nur an der Oberfläche, wer sich für Stilkunde und Möbelgeschichte interessiert, sollte unbedingt einen Blick auf „Das 1×1 der Möbelantiquitäten“ von Bernhard Valta werfen. Das schön bebilderte Buch liefert einen exzellenten und umfangreichen Überblick. Kein Ersatz für ein Studium der Kunstgeschichte, aber nach der Lektüre darf man sich durchaus als Möbelkenner bezeichnen.

Die Chiffoniere auch Wochenkommode und Herrenkommode genannt

Alles praktisch in Schubladen aufgeräumt und noch dazu platzsparend? Die Chiffoniere gehört zu den Möbeln, die nicht nur verdammt gut aussehen, sondern auch überragend in der Funktion sind. Hinter dem wohlklingenden französischen Namen verbirgt sich eine hohe Schubladenkommode, meist mit fünf bis sieben Schüben die entweder gleich oder unterschiedlich hoch sind. Weniger schmeichelhaft ist die Bedeutung des Wortes, es meint soviel wie „Lumpensammler“, ursprünglich war das Möbel als Aufbewahrungsort für viele Dinge die sonst keinen Platz im Haus fanden gedacht.

Trotz des französischen Namens fand dieses Möbel vor allem in norddeutschen und skandinavischen Raum eine besonders hohe Verbreitung, viele Chiffonieren auf dem deutschen Markt aus der Zeit des Empire (Klassizismus) und Biedermeier, dem frühen bis mittleren 19. Jahrhundert von etwa 1799 bis ca. 1848, stammen aus nördlichen Regionen.

Die Tiefe und Breite der Chiffoniere entspricht meist den Maßen die man von Kommoden aus der gleich Zeit kennt, eine Biedermeierchiffoniere ist somit meist um die 40-60cm tief und um die 100cm breit, lediglich die Höhe unterscheidet sich mit oft stattlichen 150cm von der kleinen Schwester.

Wichtig ist eine Abgrenzung zum Chiffonier, das „e“ am Ende macht einen entscheidenden Unterschied, auch wenn sich das Wort vom französischen Chiffoniere ableitet. Gemeint ist hier ein englisches oder amerikanisches Möbel, ebenfalls eine Kommode, die oft aus Rosenholz gefertigt ist und meist einen Aufsatz in Form eines Spiegels o.ä. besitzt und kleiner ist, also eher eine Mischung aus klassischer Kommode oder Poudreuse (Schminkkommode). Sehr ähnlich, aber nicht gleich.

Ebenfalls gerne verwechselt wird die Chiffoniere mit dem Sekretär der in der Form eines Secretaire a abattant daherkommt, vor allem wenn sie im oberen Bereich eine größere Schublade hat. Ein Sekretär besteht aber nicht nur aus Schubladen, sondern hat ein ausklappbares Tischchen, hinter dem sich ein Innenleben mit vielen kleinen Fächern und Schubladen verbirgt. Wichtig beim Onlinekauf, denn auf Fotos im geschlossenen Zustand ist nicht immer eindeutig erkennbar, worum es sich handelt. Daher empfielt es sich gerade bei Internetkauf sehr genau auf die Bilder zu sehen, ansonsten hat der Käufer eine Chiffoniere schnell unerwartet eine Schublade in der Hand, die sich bei näherer Betrachtung als Schreibfach entpuppt.

Die Chiffoniere wird gerne unter einem Oberbegriff subsummiert angeboten, in Auktionen auf Online Marktplätzen liest man oft Bezeichnungen wie Herrenkommode, Wochenkommode, Pfeilerkommode oder Hochkommode ohne die konkrete französische Bezeichnung.

Um es noch komplizierter zu machen: Eine Wochenkommode, französisch auch Semaniere oder fälschlich Semaniere, ist zwar eine Sonderform der Chiffoniere, aber eine Chiffoniere ist nicht automatisch eine Semaniere, denn sie hat nicht die für die Wochenkommode typischen 7 Schubladen, sondern nur 6. Im Englischen heißt die Semaniere übrigens Semanier, ohne das „e“ am Ende und anders als bei Chiffoniere und Chiffonier meint der Begriff sogar das exakt gleiche Möbel.

Und noch zum Schluss: Pfeilerkommode beschreibt eine Bauart, eine solche Kommode kann eine Hochkommode, aber auch ganz klein mit zwei Schüben sein.

Der geneigte Leser merkt: Welche Art von Möbel man vor sich hat und wie man es benennt, liegt manchmal im Auge des Betrachters. Eigentlich auch zweitrangig, denn entscheided ist, dass es gefällt!

Der Antiquitätenmarkt im Wandel der Zeit

In kaum einer Branche haben sich die Preise und Gewohnheiten der Käufer in den letzten Jahrzehnten so gewandelt wie im Antiquitätenmarkt. Noch bis in späte letzte Jahrhundert wurde der Markt komplett von altehrwürdigen Auktionshäusern und klassischen Antiquitätenhändlern dominiert, doch dann kam nicht nur das Internet, sondern die Preise erfuhren gerade im Bereich Möbel und Einrichtung einen empfindlichen Abschwung. Noch in den 1980ern galt es als Zeichen von Wohlstand und Status, sich komplett mit antiken Möbeln einzurichten, eine Selbstverständlichkeit für alle die es sich leisten konnten oder wollten. Die jüngere Generation aber übernahm nicht die Gewohnheiten der Eltern und Großeltern, setzte eher auf einen Mix aus alt und modern, mit wenigen antiken Objekten als Highlight. Wertstabil blieben nur ganz hochwertige und seltene Stücke, Objekte die namhaften Schöpfern zugewiesen werden können oder eine ganz besondere Provinenz, etwa aus adeligem Besitz, ausweisen.

Bedeutet andererseits: Antiquitäten ohne besondere Seltenheit, die deswegen nicht minder gediegen aussehen, sind günstig wie nie zuvor, insbesondere wenn es kein perfekt restauriertes Stück vom Antiquitätenhändler oder Restaurator sein muss. Auch die Auswahl ist dank Internet viel größer als noch zur Jahrtausendwende, neben reinen Online Playern wie Ebay entdecken auch klassische Auktionshäuser immer stärker das Netz als Absatzkanal, schließen sich auf Plattformen zusammen oder veröffentlichen zumindest aktuelle Auktionskataloge und Nachverkaufslisten auf ihren Webseiten, nutzen Live Streaming für Präsenzaktionen.

Im deutschsprachigen Raum kommt hier vor allem Lot-Tissimo eine große Rolle zu, die Plattform aus Hamburg bietet nicht nur die Möglichkeit bebilderte Onlinekataloge zu erstellen, sondern bietet registrierten Interessenten auch die Möglichkeit, direkt per Vorgebot oder Livesystem während zu bieten. Für Verkäufer ändert sich hierbei nichts, die Objekte werden wie gewohnt im Auktionshaus eingeliefert, fotografiert und taxiert, sie sind aber einer viel größeren Anzahl an potentiellen Kunden zugänglich. Durch diese Aufhebung der Beschränkung auf Interessenten und Bieter die vorab einen gedruckten Auktionskatalog erworben haben und/oder im Auktionssaal sitzen, gewinnen alle: Mehr Auswahl für Bieter, höhere Aufmerksamkeit und höhe Abverkaufsrate für die Auktionshäuser.

Noch einen Schritt weiter sind viele Auktionshäuser in Skandinavien, vor allem Dänemark und Schweden. Hier ist ein starker Konzentrationsprozess sichtbar, weg von der Präsenzauktion, hin zu reinen Onlineauktionen mit den Marktführern Lauritz und Auctionet die weltweit anbieten und mit Webseiten in vielen verschiedenen Sprachen aufwarten oder sogar eigene Apps für Android und das iPhone anbieten. Ansonsten ist der Ablauf wie auch vor Zeiten des Internet: Der Verkäufer liefert die Waren ein, das Auktionshaus schätzt und fotografiert, nach der Auktion kann das ersteigerte Lot entweder kostenfrei vor Ort abgeholt werden oder per Spedition geliefert werden. Hier lassen sich besonders gut Schnäppchen machen, so kommt z.B. eine gut erhaltene Barockkommode die in Deutschland im mittleren vierstelligen Eurobereich liegt hier selten für mehr als tausend Euro unter den Hammer, Klassiker wie die Biedermeierkommode gehen teils unter hundert Euro auf die Reise zum neuen Besitzer. Nachteil sind lediglich die recht hohen Transportkosten, die gerade bei günstigen Stücken oft den Kaufpreis übersteigen.

Eine Hybrid zwischen diesem Modell und Ebay bietet Catawiki aus den Niederlanden, der weltweit expandierende Anbieter hat zwar im Gegensatz zu völlig offenen Plattformen wie Ebay Experten und Kunsthistoriker, die alle Auktionen freigeben müssen und den Wert des Objekts vorab schätzen, die Fotos werden aber vom Verkäufer nach Vorgaben erstellt und auch der Versand erfolgt direkt durch den Verkäufer.

Last but not least bleiben natürlich noch Ebay und Ebay Kleinanzeigen, beide eine wahre Fundgrube für Antiquitäten in allen Preislagen, nirgendwo sonst ist die Auswahl größer. Der Nachteil für Käufer bei Ebay sind die teilweise höheren Preise, denn obwohl hier nicht wie eigentlich bei Auktionen üblich ein Aufgeld für den Käufer anfällt, finden sich immer weniger Auktionen von privat, sondern in manchen Bereichen fast nur noch Festpreisangebote von professionellen Antiquitätenhändlern. Zudem ist die Plattform so populär, dass selbst hochwertige Objekte die mit einem Euro Startpreis eingestellt werden so gut wie nie unter dem üblichen Marktpreis zugeschlagen werden. Ideal für die Verkäufer, die so fast immer einen guten Verkaufspreis erzielen können, für Schnäppchenjäger ein eher schwieriges Pflaster.

Etwas anders ist die Situation bei Ebay Kleinanzeigen, hier stellt vor allem bei sperrigen Möbeln der selbst zu organisierende Transport aber oft ein gewisses Hindernis dar, zudem sollte man Vorsicht bei den Angaben der privaten Verkäufer walten lassen. Oft aus Unwissenheit und ohne böse Absicht werden hier Stilmöbel oder sogar neuzeitliche Kopien als echt aus der Zeit verkauft, die der Rokkokosekretär entpuppt sich dann im schlimmsten Fall erst bei genauerem Hinsehen als mehr als 150 Jahre jünger als angenommen. Tolle Schnäppchen sind hier natürlich möglich, aber nur für den der ohne Sichtung durch einen Experten anhand von Fotos erkennen kann, worum es sich handelt.

Letzteres gilt aber ganz allgemein beim Kauf von Antiquitäten via Internet, wer ohne vorherige Besichtigung anhand von Fotos kauft, sollte die Beschreibung des Anbieters immer sehr genau lesen. Während sich normale Gebrauchsspuren/Altersspuren und ganz kleine Kratzer häufig mit speziellen Wachsen gut kaschieren lassen, erfordern Abplatzungen, Trockenrisse, Abbrüche, Aufwellungen von Furnier und größere Beschädigungen einiges an handwerklichem Geschick oder einen professionellen Restaurator, bevor das Objekt das Attribut „wohnfähig“ oder „stellfähig“ verdient. Genau deshalb sind die Preise der meisten Antiquitätenhändler auch signifikant höher als die im Auktionshaus, ob nun online oder offline, denn Händler präsentieren in der Regel nur makellose, frisch restaurierte Objekte mit per Hand aufgetragener neuer Schellackpolitur, in die dutzende Stunden an Arbeit geflossen sind.

Am Ende sei noch erwähnt, dass auch in der schönen neuen Onlinewelt nicht alles was glänzt auch Gold ist, denn es gibt auch ehemals sehr gekannte Onlineplattformen, die inzwischen ihre Pforten schließen mussten. Zum Beispiel Auctionata, ein Unternehmen das Live Auktionen per Stream im Internet durchführte und viele Millionen an Investorengeldern verschlang, bevor das Unternehmen Insolvenz anmelden mußte. Oder Ricardo.de, einst Liebling am Neuen Markt der Börse mit einer Marktkapitalisierung nahe der zwei Milliarden Euro, das seinen Betrieb einstellte, die Internetdomain wurde vom langfristig ungleich erfolgreicheren, gleichnamigen schweizer Unternehmen Ricardo.ch übernommen.