Catawiki Test und Erfahrungen

Catawiki klingt vom Namen her eher wie ein Katalog oder Wikipedia und das nicht ohne Grund, denn der Gründer René Schoenmakers war begeisterte Comicsammler und entwickelte Catawiki zuerst als einen Onlinekatalog, mit dessen Hilfe Sammler Objekte katalogisieren konnten. Erst knapp 3 Jahre später entstand aus dem Liebhaberprojekt die heutige Online Auktionsplattform, die seitdem rasant gewachsen ist. So erfolgreich, dass Venture Capital Geber 2015 sagenhafte 82 Millionen Dollar in Catawiki investierten, die dritthöchste jemals in eine niederländische Internetfirma investiert wurde.

Was ist das Erfolgsrezept? Es ist die Kombination aus klassischer Auktion und Plattform wie Ebay. Bei Catawiki werden Objekte nicht eingeliefert, die Fotos liefern die Verkäufer, die auch den Versand übernehmen. Klingt nach Ebay, aber der Unterschied liegt in den Experten, von denen Catawiki inzwischen um die 200 in Diensten hat. Kunshistoriker, Antiquitätenhändler, leidenschaftliche Sammler, das Team ist breitgefächert und kann so zu wirklichen jedem Objekt eine fachlich fundierte Taxierung (Schätzung des Wertes) vornehmen. Diese Expertenschätzung liefert Bietern einen wertvollen Hinweis auf den Marktwert der Angebote. Obendrein stellen diese Experten Auktionen aus thematisch zueinander passenden Gegenständen zusammen, die dann etwa eine Woche online laufen. Durch diese Filterung und Bündelung finden sich bei Catawiki nur wirklich interessante Dinge, die eine gewisse Seltenheit, einen Sammelwert oder einfach nur etwas Besonderes haben.

So finden sich spannende Themenauktion, die sonst in dieser Form nicht existieren, etwa „Napoleon“, „Taxodermie“, „Englisches Interieur“, „Judaica“, „Ägyptische Archäologie“ oder „Meteoriten“. Das Angebot im Bereich Antiquitäten ist groß, aber auch Modernes und jede Art von Sammelobjekten kommt unter den Hammer. Beim Stöbern findet sich vieles, was man bis dato noch nie irgendwo in Auktionen gesehen hat.

Etwas Vorsicht ist angesagt, was die zeitliche Einordnung von Objekten angeht, denn auch wenn diese von den Catawiki Experten anhand der Fotos überprüft wird, sollte man genau hinsehen, denn selbst ein Kunsthistoriker kann nur anhand von Bildern kaum eine 100% genaue Bestimmung vornehmen. Das gilt umso mehr, wenn die Beschreibung zwar ein antikes Stück suggeriert, aber Hinweise wie „spätes 20. Jahrhundert“ oder nur „20. Jahrhundert“ vorhanden sind. Das 20. Jahrhundert ist lang, ein Stück von 1920 fällt ebenso in diese Zeit wie ein eigentlich neuzeitliches Objekt von 1999. Relevant ist das z.B. bei englischen Stilmöbeln, hier gibt es sehr schöne Stücke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und gleichzeitig sehr viele Billigrepliken, teils unter Verwendung von Spanplatten, die Ende des 20. Jahrhunderte gebaut wurden.  Ohne Fotos der Rückseite und des Inneren so gut wie nicht unterscheidbar. Generell sollte man bei „late 20th century“, „2nd half 20th century“ o.ä. im Zweifel von neuzeitlich ausgehen, dann ist man auf der sicheren Seite.

Der Ablauf ist relativ simpel, nach Anlegen eines Bieterkontos und dem Hinterlegen eines Zahlungsmittels kann man bei aktiven Auktionen mitbieten, entweder per App oder am Computer. Neben der Expertenschätzung sieht man beim Objekt auch wer der Verkäufer ist, inkl. Bewertungen anderer Bieter aus früheren Auktionen. Im Grunde wie bei Ebay, die Bedienung von Catawiki ist sehr intuitiv und selbsterklärend.

Kommen wir zu den harten Fakten und Erfahrungen mit 7 ersteigerten Objekten: Die Anbieter kommen aus ganz Europa, Holland, Belgien, Spanien, England, Frankreich und auch einige aus Deutschland. Eine bunte Mischung, wirklich relevant ist das bezüglich der Versandkosten. Die sind in vielen europäischen Ländern wesentlich höher als in Deutschland, denn auch wenn man es nicht glauben mag, nirgendwo bezahlt man so wenig für den Versand ins Ausland wie bei uns. Muss man wissen, denn gerade eine größeres Paket kostet aus dem europäischen Ausland nach Deutschland schnell die Hälfte einer durchschnittlichen innerdeutschen Speditionslieferung, um die 50€. Dafür ist das Aufgeld für den Käufer, das Catawiki verlangt, mit 9% inkl. Mehrwertsteuer sehr zahm.

Ein Wehrmutstropfen: Bei Möbeln bieten nicht alle Anbieter eine Lieferung an, teils ist nur Abholung vor Ort möglich, was zwar deutlich angezeigt wird, das Bieten aber für Endkunden, die keine günstige Spedition an der Hand haben, eher unattraktiv macht. Außer man hat das Glück, in der Nähe zu wohnen.

Bei allen von uns ersteigerten Objekten verlief der Versand reibungslos und schnell, auch kein Wunder, denn Catawiki hat recht rigide Strafen für Verkäufer in den AGBs, wenn zu spät verschickt oder gar nicht geliefert wird, der Schutz der Käufer ist sehr effektiv. Die Versandlaufzeit war bis auf zwei aus Deutschland ersteigerte Objekte relativ lang, einmal fast 3 Wochen, was aber nicht den Verkäufern anzulasten war, die Versandzeiten bewegten sich alle im üblichen Rahmen für Sendungen aus dem jeweiligen Land nach Deutschland.

Die Zustandsbeschreibungen waren akkurat, die Stücke entsprachen alle den Fotos, lediglich in einem Fall war das Material nicht wie angegeben Mahagoni, sondern Weichholz furniert mit Mahagoni, was aber auch auf den Fotos ersichtlich und wohl der Unwissenheit des Verkäufers zuzurechnen war.

Die Taxierungen der Experten waren, so auch unser Gesamteindruck, realistisch, bewegten sich tendenziell eher am oberen Ende der marktüblichen Preisspanne, aber ohne diese unangemessen zu überschreiten. Wer als Käufer den unteren Wert der angegebenen Spanne als Richtwert nimmt, fährt damit sehr gut. Dennoch sollte klar sein: Alle Schätzungen erfolgen rein auf Basis der Fotos kombiniert mit den Angaben der Verkäufer. Ist sich ein Experte nicht sicher, werden vom Verkäufer weitere Informationen oder sogar Nachweise angefordert. Eine Garantie im rechtlichen Sinne ist die Expertenschätzung trotzdem nicht.

Fazit: Catawiki ist im Vergleich zu Ebay durch die von Experten zusammengestellten und zeitlich befristeten Auktionen um einiges übersichtlicher, zudem schaffen es nur wirklich interessante Objekte mit einem vorausichtlichen Ergebnis von 75€ oder darüber, überhaupt gelistet zu werden. Die Expertenschätzung bietet Käufern darüber hinaus einen Anhaltspunkt, was den realistischen Marktwert angeht. Ein interessantes Hybrid zwischen Onlineauktionshäusern und Marktplätzen wie Ebay.

Zoll und Justiz Auktion

Wer einmal bei den Links in unserer Seitenleiste genauer hingesehen hat, findet dort neben grossen Onlineanbietern auch die Zoll Auktion und die Justiz Auktion. Antiquitäten finden sich hier zwar nur sehr sporadisch bis gar nicht, dennoch haben diese beiden Versteigerungsplattformen der öffentlichen Hand ihren ganz besondere Charme.

Versteigert werden gepfändete, beschlagnahmte aber auch ausrangierte Objekte und nicht abgeholte Fundsachen, vom Jahreswagen von Behördenmitarbeitern über Kleidung, Fahrräder, Uhren, Möbel und Elektronik bis hin zu Maschinen, Nutzfahrzeugen oder gar einem Polizeiboot. Alles was verwertet werden muss, kommt unter den Hammer und das zu sehr fairen Preisen.

Das Schöne daran: Vertragspartner sind öffentliche Einrichtung, um die Seriosität von Beschreibungen muss man sich keine Sorgen machen, es fallen keinerlei Aufgelder an. Die ersteigerte Ware muss lediglich binnen 10 Tagen angeholt und bezahlt werden, einige Artikel sind aber auch versandfähig und werden auf Wunsch auf dem Versandweg geliefert.

Auch wenn man nichts kaufen möchte, alleine das Stöbern bereitet Freude, denn auf kaum einem anderen Portal findet sich eine so illustre Mischung an Objekten. Kurzer aktueller Überblick einiger exotischer Lote: Comicsammlung, Etagenbetten aus Stahl, alte Schul Wandkarten, ein Trichtergrommophon, Sperrschranken, Sanitätcontainer.

Besonders interessant dürfte für viele der Bereich Schmuck, Uhren und Kostbarkeiten sein, hier läßt sich mit etwas Glück ein sehr gutes Schnäppchen machen.